Historischer Rundgang

Mariensäule

Der Gast erlebt die Jahrhunderte der Geschichte des Ortes, wenn er auf dem Marktplatz von der Madonna im Strahlenkranz (1658) begrüßt wird. Hinter der Mariensäule erhebt sich das 1708 vollendete spätbarocke Amtshaus des Würzburger Domkapitels (heute Rathaus und Sitz der Verwaltungsgemeinschaft). Errichtet wurde das Gebäude von Johann Georg Beyer, dem Baumeister des Domkapitels, unter der Mitarbeit von Joseph Greising. Den typisch Würzburger Barockbau mit zwei Geschossen beleben acht Maskenscheitelsteine. Das Portal ist durch zwei Säulen aufgelockert und mit einem gebrochenen Rundgiebel sowie Fresken geschmückt. Den Rathaussaal sowie einzelne Amtsräume zieren Stuckdecken aus der Erbauungszeit, im Foyer ist ein Kruzifix aus der Werkstatt Tilmann Riemenschneiders zu bewundern. Das Wein- und Steuerglöcklein aus dem 14. Jahrhundert im Dachtürmchen erinnert noch heute an die alte Form der Steuereinhebung.

Stadtpfarrkirche

Beherrschend erhebt sich nördlich des Marktplatzes die Pfarrkirche St. Nikolaus, deren ältesten Teile bis in das 13. Jahrhundert zurückgehen. Das dreischiffige Gotteshaus erhielt sein heutiges Aussehen durch An- und Umbauten in den Jahren 1480 – 1525 sowie 1625. Das Gotteshaus birgt zahlreiche Kostbarkeiten; so eine Kreuzigungsgruppe aus der Werkstatt Tilmann Riemenschneiders (um1515), verschiedene gotische Figuren aus der letzten Hälfte des 15. Jahrhunderts sowie gotische Bildtafeln des alten Hochaltars, die man erst 1963, als Fußbodenbretter verarbeitet, in der Empore wieder auffand. Die Tafeln zeigen das Martyrium des Frankenapostels Kilian und seiner Gefährten, sowie Motive des legendenhaften Wirkens des Kirchenpatrons St. Nikolaus.

Sehenswert ist in der Kirche auch der reich geschmückte Taufstein mit vier Hochreliefs aus Alabaster von Zacharias Junker d. Ä. aus dem Jahr 1620. Den Mittelpunkt der Kirche bildet der imposante Barockaltar, dessen Aufbau unter Mitwirkung von Sebastian Bez aus Würzburg 1696 vollendet wurde. Das in tiefen Farben gehaltene Altarblatt von Oswald Onghers zeigt die Ermordung des Frankenapostels St. Kilian.

Marktplatz

Den großzügig angelegten Marktplatz säumen – neben stattlichen Bürgerhäusern – das verspielte Fachwerk des Mesnerhäuschens aus 1688, direkt neben dem Rathaus gelegen, und der wuchtige Bau des sich anschließenden Stadtschreiberhauses aus dem Jahr 1531. Zwischen diesen beiden Häusern führt ein Tor, über dem sich bis 1719 der Weinglöckleinsturm erhob, in die ehemalige Kirchenburganlage, von der allerdings nur mehr Reste erhalten sind.

Stadtrecht

Im Jahr 1434 erhielt Eibelstadt von Kaiser Sigismund Stadtrechte zugesprochen. So konnte sich der Ort befestigen, Märkte abhalten, ein eigenes Siegel führen und keiner seiner Bewohner durfte vor ein fremdes Gericht geladen werden. Das Wappen des Städtchens zeigt einen halben, gekrönten Löwen mit einer Weinrebe in seinen Pranken. Die Farben Eibelstadts sind die alten Kaiserfarben Schwarz und Gold gleich en Farben Aachens, der Krönungsstadt Kaiser Karls des Großen.

Häuser, Höfe

Wenn der Gast den Ort durchstreift, trifft er neben der Kirche auf das alte fachwerkgeschmückte Frühmesserhaus, das heute das Heimatmuseum beherbergt (geöffnet Mai bis Oktober sonntags von 14.00 – 16.00 Uhr). Den Ort zieren ferner wuchtige oder verspielte Repräsentationsbauten vergangener Jahrhunderte, wie der ehemalige Präsenzhof des Würzburger Domstiftes, verschiedene Adelshäuser, ehemalige Höfe von Stiften und Klöstern und Reste eines Königshofes aus der Stauferzeit. Außerhalb der Stadtmauern findet der Wanderer das alte "Kerchla", die 1661 vollendete Kreuzkapelle, früher in den Weinbergen, heute im Neubaugebiet des Ortes gelegen.

Stadtbefestigung

Immer wieder stößt der Besucher aber auf die noch vollständig erhaltene Stadtmauer und mächtige Befestigungstürme, deren trutzigster, der Kere-Turm aus dem Jahre 1573, in unmittelbarer Nähe des Würzburger Tores als eines der Wahrzeichen des Ortes über die Stadt wacht. Mehrere der ursprünglich 14 Türme sind heute an Liebhaber verpachtet mit der Auflage, die Bauwerke zu erhalten. Ein Spaziergang, ausgehend vom Maintor mit den Hochwassermarkierungen, um den etwa eineinhalb Kilometer langen Mauerring, entführt in mittelalterliche Zeiten.

Ortsherren, Wein

Nicht nur das Stadtwappen, sondern auch die frühesten Urkunden des Städtchens weisen Eibelstadt als herausragenden Weinort aus. Besonders die hohe Würzburger Geistlichkeit sowie die Reichsmarschälle von Pappenheim wussten als Ortsherren den guten Tropfen aus Eibelstadt ab dem 13. Jahrhundert zu schätzen. So wollte zum Beispiel das Würzburger Domkapitel im Jahr 1309 "nicht irgendeinen Wein, sondern (Würzburger) Stein und von Eibelstadt" geliefert bekommen. Nach Pappenheim im Altmühltal, dem Sitz der Reichsmarschälle, rollte fast wöchentlich ein Fuhrwerk mit Wein. Auch die ältesten topographischen Lexika aus dem 18. Jahrhundert loben die Qualität des Eibelstädter Weines, wenn zu Eibelstadt vermerkt wird: "Dessen Weine haben einen Vorzug vor anderen" (1747) oder "Hier wächst ein vorzüglicher Frankenwein" (1779). Die fröhlichen und von weither besuchten Weinfeste auf dem historischen Marktplatz kredenzen noch heute den flüssig gewordenen Sonnenstrahl aus Eibelstadt und zeugen von dem lebendigen und aufgeschlossenen Charakter seiner Bewohner.

Bekannte Söhne der Stadt

Zu den bekanntesten Söhnen des Städtchens zählt Jakob Köhl, Hauptmann der Bauern im Krieg gegen die selbstherrliche geistliche und weltliche Obrigkeit im Jahr 1525. Auch Martin Reinhardt, zunächst enger Mitstreiter, später Gegner Martin Luthers, war ein Sohn Eibelstadts; er predigte als einer der ersten Protestanten am dänischen Königshof und wirkte als erster evangelischer Pfarrer in Jena. Johann Philipp Reibelt, Domherr zu Basel und Ehrenbürger der Stadt Freiburg im Breisgau, stammte ebenfalls aus dem Mainstädtchen und verbrachte hier im Reibeltshof am Heumarkt seinen Lebensabend.

Histörchen

Die Eibelstadter sind gesprächig und wissen viel zu erzählen. Da raunt Frau Sage vom Lindwurm, der im Stadtgraben hauste und von einem beherzten Schuster erstochen wurde. Auch erzählt man von den "Siebenlistern", wie Nachbargemeinden die Eibelstadter Bürger nennen, die durch einen listigen Schachzug den schwedischen Feind im Dreißigjährigen Krieg übertölpelten. Unvergessen sind auch die zwei Steinmetzgehilfen, die künstliche Versteinerungen herstellten, in den Weinbergen vergruben und diese den Würzburger Professor Johann Beringer nach gezielten Hinweisen gegen gutes Geld um 1725 auffinden ließen. Noch heute zeigen große Museen Europas einzelne dieser Lügensteine. Gerne erzählen Eibelstädter noch von dem mutigen Fährmann, der im Bruderkrieg 1866 einen Bayerischen Offizier über den Main holte und ihn so vor den Preußen rettete. Auch erinnert man sich der tapferen Frauen, die 1945 die von SS-Schergen verbarrikadierten Tore beim Anmarsch der Amerikaner des Nachts wieder freilegten, um den Ort vor seiner Zerstörung zu bewahren.

Gut geführte Gaststätten verwöhnen den Besucher. Hier, in dieser liebenswerten Kleinstadt, hat alles noch seinen Platz: Geschichte und Geschichten, der Wanderer, der Wein und seine Liebhaber.

Bilder

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mariensäule
mariensäule
Kreuzkapelle Außenansicht
Außenansicht
Stadtpfarrkirche
Stadtpfarrkirche
 Rathaus mit Mariensäule
Rathaus mit Mariensäule
Maintor
Stadtbefestigung
Stadtbefestigung
Marktplatz mit Rathaus
Marktplatz mit Rathaus